Dienstag, 12. Januar 2010

Eine Liebeserklärung und kein guter Schluss

Oft fragen mich Menschen: Warum bist du so fröhlich? Ich lüge dann oft, oder sage nichts, oder sage irgendetwas, was sich zwar reimt, aber überhaupt nicht stimmt.
Ich möchte jetzt damit aufhören. Ich hatte ein gutes Wochenende und möchte nun immer nur noch ehrlich sein: Wenn ich jemals in Trier gelächelt haben sollte, dann liegt das einzig und allein daran, dass es das Grand Théâtre Luxembourg gibt.

Was für Gastspiele ich dort sah: Nico and the Navigators! Robert Wilson! Und an diesem letzten sehr guten Wochenende: Sasha Waltz! Es war so schön, dass ich zweimal hinfahren musste, obwohl ich die Autobahnstrecke Trier-Luxemburg unheimlich finde - Die Schönheit war stärker als die Angst.

Leider kann ich über das Stück überhaupt nichts erzählen, weil ich nicht annähernd so schön schreiben kann wie das Stück schön war. Und nicht so rhythmisch. Und nicht so bedeutend.

Aber dafür habe ich Randbeobachtungen getätigt, die auch viel erzählen: Das Stück war natürlich seit Wochen ausverkauft, nichtsdestotrotz standen ganze Divisionen von Schauwilligen vor dem Theater. Ich habe ganz zufällig die gleiche Situation vor kurzem in Hamburg erlebt. Da wollte ich ein Stück von Matthias Hartmann sehen (weil ich glaubte, dass er überbewertet sei und es jetzt auch weiß). Es war auch ausverkauft. Ich habe zur Kassenkraft gesagt: »Ich stehe auch, oder sitze auf dem Boden. Ich habe richtig viel Geld dabei!«. Da hat sie mich sehr verachtend angeschaut und gesagt: »Junge Dame, der Veranstalter wünscht das nicht. Und was sollen die Abonnenten denken, wenn ich jemand einfach so rein lasse«.

Ich bin dann doch noch reingekommen, weil ich einer fetten Frau mit Stola ihre Karte für 50 Euro abgekauft habe. Ich hatte einen Spitzenplatz für ein richtig belangloses Stück.

Zurück nach Luxemburg: Die immer freundliche Einlasserin hat beschwichtigend mit den Verzweifelten geredet und am Ende hat man einfach zusätzliche Stühle in den Saal getragen. So einfach kann das sein. Man hasse es, Leute nach Hause schicken zu müssen, haben sie gesagt und gelächelt, weil sie dort immer lächeln. Ich hasse Hamburg und liebkose Luxemburg.

Am zweiten Abend ist mir ein Kind aufgefallen, das eine Reihe vor mir saß. Keine magersüchtige Frau mit Size Zero Klamotten, sondern ein echtes Kind. Vielleicht zwei Jahre alt. Das sind die, die in Deutschland schon erste ADHS-Diagnosen bekommen. In Luxemburg treffen sie sich abends, um Tanztheater anzuschauen. Ich glaube wirklich, alle Kinder dort sind wie dieses. Es war still und wirklich interessiert. Am Ende hat es geklatscht.

Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, hier könne man keine schönen Sachen erleben. Aber trotzdem: Vielleicht ist das Schönste an Trier, dass man so schnell in Luxemburg ist.

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