Freitag, 22. Januar 2010

Gesellschaftliche Hindernisse auf dem Weg zur Arbeit

Seit unser Bürositz von der Paulin- in die Bahnhofsstraße verlegt wurde, genieße ich den Vorzug, meinen Arbeitsplatz binnen 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass sich nicht doch ab un an der Schweinehund in mir durchsetzt, und ich stattdessen die Wegstrecke von Trier Ost Richtung Gartenfeld mit meinem Auto zurücklege.

Dennoch stelle ich mich als Fußgänger auf meinem Marsch ins Büro entlang der Ostallee, nicht minder großen Gefahren, als würde ich mich motorisiert im Straßenverkehr bewegen: Dabei sind mir Radfahrer, die großzügigerweise die Ampelschaltung ignorieren, mich mit ihrem Velo beinahe erfassen und mit dadurch den Vorzug gewähren, noch vorm Eintreffen im Büro wach zu werden, noch am sympathischsten. In der Regel ist der Disput schnell und freundlich geklärt: Wir alle machen Fehler.

Autofahrer sind da schon anders geschnitzt. Insbesondere, wenn sie sich verzweifelt darum bemühen, ihr Gefährt von einer Parkmöglichkeit neben der Ostallee nahtlos in den Berufsverkehr der Hauptverkehrsader einzufädeln. Neben den Blechlawinen, sind natürlich auch die Fußgänger ein ständiges Problem, schließlich nutzen sie unnötigerweise den Bürgersteig und reduzieren dadurch die Ausfahrtmöglichkeiten der PKW-Nutzer erheblich. Selbst, wenn man im Gegenseitigen einvernehmen noch darum bemüht ist, um das ausfahrende Hindernis herumzulaufen, wird man nicht selten mit einem Hupen darauf aufmerksam gemacht, dass man im Wege steht, egal wo man sich befindet.

In solchen Situationen nehme ich mir die Freiheit, die Beifahrertür dieser PKW zu öffnen und den Kraftwagennutzer höflich danach zu fragen, ob er denn noch alle am Sträußchen hätte? Quittiert mir dieser im Anschluss meine Nachfrage mit der Aufforderung, mich möglichst schnell aus dem Staub zu machen, komme ich diesem Anliegen gerne nach, selbstredend ohne die Beifahrertür vorher wieder zu schließen.

Ist der Weg ins Büro erstmal geschafft, sind noch lange nicht alle Widrigkeiten gesellschaftlichen Fehlverhaltens überstanden. Auch als Raucher empfinde ich es als durchaus anstößig, sich das liebgewonnene Lungenbrötchen noch im Lift anzuzünden und mache meinem Unmut gerne Luft. "Was geht Dich das an?" ist die natürlichste Antwort eines solchen Delinquenten, die ihm notgedrungen über die Lippen fließt. "Weil's scheiße ist", antworte ich auf etwa gleichem Niveau und gebe dem Übeltäter auf dem Weg zum benachbarten Internisten noch den Rat mit auf dem Weg, dass er sich bei seinem offensichtlich desolaten Gesundheitszustand keine Sorgen zu machen bräuchte, dass wir uns jemals wieder begegnen würden.

Wenn dann schließlich hinter der Eingangstür noch ein letzter Wahnsinniger mit Yvonne, unserer guten Organisationsseele der Nachbarfirma, darüber streitet, warum gerade in unseren Büroräumen keine Arztpraxis sei, ist mein Pensum eigentlich schon geschafft und ich hätte gut und gerne Lust, wieder nach Hause zu gehen. Aber wenn man schon so viel Ungemach ertragen musste, kann man auch gleich weiterarbeiten.

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