Freitag, 17. April 2009

Journalisten sind doof

Der Beruf des Journalisten gehört nicht unbedingt zu den angesehensten, die der Arbeitsmarkt zu vergeben hat. Der Aussage »Journalisten gehen für eine gute Story auch 'über Leichen'« stimmten in einer Umfrage immerhin 74 Prozent der Befragten zu. Zum Vorwurf der Skrupellosigkeit gesellen sich mühelos Vorurteile von Alkoholismus, Nikotinsucht und ungesunder Ernährung.

Das Schlimme daran: Selbst wenn man in einem schnuckeligen, freundlichen Medium wie hunderttausend.de einer so genannten journalistischen Tätigkeit nachgeht, merkt man, wie recht die öffentliche Meinung damit hat.

Thema Alkoholismus: Unser geschätzter Büronachbar steckt mitten in den Vorbereitungen für die Sky Lounge auf dem Dach der Karstadt-Filiale. Und Andreas Berg wäre nicht Andy B. Jones, Chef des »Funky L.A.«-Imperiums, wenn er nicht die wildesten Getränke hinter der Theke seiner Wolkenbar platzieren würde.

So bringt Andy in unregelmäßigen Abständen Alkoholika zur Probe ins Büro. Als Tester sucht er sich, mangels Alternativen, seine Freunde von hunderttausend aus. So flossen Prosecco und Cocktails jeweils aus der Dose, sowie ein mysteriöses Getränk mit Litschi-Geschmack und erfrischenden 3,1 Prozent unsere Kehlen hinunter. Alles natürlich während der Arbeitszeit. Jung-Journalisten sind nämlich auch faul und hedonistisch. Eine Flasche vom trendigsten Rum steht auch noch zur Verfügung und wartet auf die Gelegenheit zur Verköstigung.

Was die feste Nahrung angeht, sieht es nicht viel besser aus. Nur um näher an den Fresstempeln der Stadt zu sein, zog die Redaktion Anfang des Jahres von der Paulin- in die Bahnhofstraße. In der Mittagspause steht seitdem Fast-Food aus Fernost, Südosteuropa oder Amerika zur Auswahl. Neuerdings bietet die Wurstbude vor dem Hauptbahnhof eine typisch deutsche Alternative.

Für gute Storys würden wir tatsächlich alles tun. So beschäftigen wir Triers »Vorzeige-Slammer« (Trierischer Volksfreund), um exklusiv an alle Infos zu seinem neuen Buch zu kommen, oder von seinen wilden Abenteuern in der Literatur-Welt zu hören. Andere Mitarbeiter, die ihren Namen lieber nicht im Internet veröffentlicht sehen möchten, biedern sich mit Gefälligkeitsstorys bei Gastronomen oder Veranstaltern an, um an ein Freigetränk oder eine Enthüllungsgeschichte zu kommen. Meist geht es um ersteres.

Doch die HDT-Mitarbeiter sind nicht ausnahmslos schlechte Menschen. Erst kürzlich wurde eine von ihnen gesehen, wie sie einer älteren Dame die Eingangstür aufhielt. Betreffende Mitarbeiterin machte gerade eine Zigarettenpause an der frischen Luft. Sie muss noch viel lernen, um eine gute Journalistin zu sein, die die Grundsätze ihres Berufsstands verinnerlicht hat.

1 Kommentar:

  1. Anonym2.5.09

    Du hast die vergessen, die ihre eigenen Beiträge aus anderen Medien zitieren.

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