Freitag, 19. Juni 2009

Recht so.

Nordbad gegen 15:00 Uhr. Drehtermin für meinen Videobeitrag zum Hochschul-Sommerfest. Die Sonne scheint, die Pressefee vom AStA ist überpünktlich und die beim Sportamt angefragte Drehgenehmigung für das Freibad scheinbar auch bis zum Bademeister durchgedrungen. Er weiß Bescheid und winkt uns durch. Recht so.

Natürlich wäre es nicht das erste Mal, dass ein bärtiges Männchen von 1,60 wie ich, bewaffnet mit Stativ und Kamera, endlich mal deutlich aus der Masse heraussticht. Derartige Aufmerksamkeit erzielt man in Freibädern in der Regel nur, wenn man das Bassin ohne Badehose besteigt.

Schwimmbäder sind eine sensible Zone, wie alle Orte, an denen man zuvor seine Kleidung wechseln muss, bis man sie benutzen darf, beispielsweise Solarien. Kameras sind da nicht gern gesehen. Hat man den Kasten erstmal ausgepackt, auf das Stativ gehievt und die ersten Motive gefilmt, kommt das große »Hallo«, der vermeintlich gefilmten Umwelt.

Selbst wenn man die Linse nicht einmal ansatzweise auf Personen richtet und sich womöglich noch mit dem Rücken zu ihnen befindet, fühlen sich einige Zeitgenossen allein durch die Anwesenheit einer Kamera belästigt. Man könnte sie ja in einer ungünstigen Situation auf Film bannen, um sich im Anschluss daran zu belustigen oder Schlimmeres zu machen.

So drängt sich dann recht bald ein körperlich nicht mehr in ganzer Blüte stehender Mann ins Bild. Er fragt mit einem malerisch schönem Luxemburger Akzent "Was machen Sie hier?" Professionell beantworte ich seine Frage und entgegne, dass wir hier einen Beitrag drehen und nicht daran dachten ihn in diesen zu integrieren. Fehler.

Der Mann wird unwirsch und prustet: "Sie stören mich hier." Da war er. Der magische Satz, der mich in Angst und Schrecken versetzt. Zwar ist der Schweiß auf meiner Stirn eher der Sonne geschuldet, aber irgendwie ist man ob dieser Sprachgewalt seine Gegenübers versucht, die ganze Sache abzubrechen, die Ausrüstung einzupacken und das Weite zu suchen.

Nur mit einem gehörigen Maß Kaltschneuzigkeit mache ich dem Mann klar, dass ich eine Drehgenehmigung der Stadt habe, sein Anlitz mich sowas von gar nicht interessiert und ich ohnehin nur meine Arbeit mache. Der Luxemburger gibt nicht auf. Er verlangt meine Drehgenehmigung zu sehen, worauf ich versuche zu verdeutlichen, dass diese mündlich erteilt wurde und der Bademeister sicherlich gerne dazu bereit wäre, meine Aussage zu bestätigen.

Nach zehn Minuten zäher Diskussion, über Presse-, Haus und Persönlichkeitsrecht gebe ich mich geschlagen und ziehe mein letztes As aus dem Ärmel. "Sie haben uns ertappt. Wir drehen hier einen Amateurporno. Da drüben liegen schon unsere Darstellerinnen." Ich deute auf eine Gruppe von drei jungen Mädchen im Bikini.

Mein Gegenüber wird schlagartig still und lächelt. Ich verspreche dem grantelnten Bierbauch eine schnelle Nummer, wenn er kurz im benachbarten Gebüsch warten könnte, bis ich meine Einstellungen gefilmt habe. Er lächelt, klopft mir auf die Schulter, verschwindet im Gebüsch und ich habe endlich meine Ruhe. Recht so.

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