Es ist wieder einmal an der Zeit für Kritik und Selbstkritik. Bevor wir in Inhaltslosigkeit verfallen, möchte ich an dieser Stelle die Aufmerksamkeit des Lesers auf ein heikles wie hochaktuelles Thema lenken: Wir reden heute über die Unabhängigkeit der Medien im Allgemeinen und die gekaufte Meinung des Bloggers im Speziellen.
Vor einigen Tagen geriet ich in ein Gespräch mit einem Menschen, der in einem sehr speziellen Alter ist: Speziell, weil es sich mit Ende Dreißig an der tektonischen Schnittstelle zweier Generationen befindet. Diese Menschen sind jung genug, um digitale Errungenschaften wie Twitter, Facebook und – jetzt neu – Google Buzz unmittelbar und aktiv in ihr Leben einzubinden; andererseits aber auch alt genug, um die Anfänge der digitalen Revolution live miterlebt zu haben. Und weil diese Generation also sozusagen im Kreissaal stand, während das Internet geboren wurde, kennen sie viele lustige Geschichten aus den Tagen vor unserer Zeit, die, wenn man sie hört, klingen als wäre damals alles in Sepia gewesen.
Er erzählte die traurige Anekdote, wie die Institution Blog damals unzuverlässig, weil bestechlich wurde. Wie die letzte Bastion der Unabhängigkeit fiel, weil ein Blogger nach dem anderen zugeben musste, dass er gekauft und der Toaster in Wirklichkeit überhaupt nicht so toll war.
Was kann ich also tun, damit der Leser dieses Formats nicht in Misstrauen verfällt und beginnt, die Schleichwerbung zwischen den Zeilen zu suchen? Ich könnte wieder einmal betonen, dass diese Texte unter Zwang und ohne Bezahlung entstehen, dass bei Nichteinhaltung dieser Verpflichtung die fristlose Kündigung schon bereitliegt und dass wir uns daher solidarisieren mit allen Unterdrückten und Betrogenen, und keinen Interessen, gleichwohl welcher Lobby, gehorchen.
Aber so kommen wir ja nicht weiter. Ich frage also anders: Wie würden kluge Menschen das angehen? Was würde Sartre tun? Oder Simone de Beauvoir? Vielleicht würden sie sich verabreden, um zu diskutieren, oder sie würden Schnaps trinken … oder beides. Ich glaube, sie würden zu »13 Kurze mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir«, am Donnerstag, den 18. Februar im Exhaus gehen. Und sie würden all ihren Freunden Bescheid sagen, sie würden es twittern und sogar buzzen und sie hätten Spaß dabei, weil sie es existenzialistisch nennen würden.
Was aber tue ich? Ich wahre meine Integrität, scheue Parteinahme, finde Meinungen sowieso eher langweilig und Alkohol albern. Ich bin ja aber auch nicht Sartre. Ich rufe meiner Zeit trotzdem etwas entgegen: »Verbrennt eure Bücher! Vertraut dem Internet!« Und das meine ich sogar fast bitterernst.
Montag, 15. Februar 2010
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Kathrin, Du bist die bezauberndste Schleichwerberin, seit im Jahr 1999 das Trierer Internet erfunden wurde. Aber seit wann findest Du Alkohol albern?
AntwortenLöschenPetteri Sariola, der großartige Akustikgitarrist, der am 29. März übrigens im toni am Domfreihof auftritt, würde dazu sagen: "pitkästyttävä", was soviel heißt wie "langweilig"...
Darf jetzt jeder mal?
AntwortenLöschenWenn ja, kann ich euch empfehlen, kariert #5 anzuschauen. Falls nein, habe ich hier wohl etwas falsch verstanden.
Ich glaubte bezaubert zu sein von diesem Artikel. Kathrin ich will ein Buch von Dir ;-)
AntwortenLöschenWo bleiben eigentlich meine Stalker?
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