Ich weiß nicht genau, wie sich Carl Sandburg gefühlt hat, als er sein, dem Titel dieses Eintrages als Vorlage dienendes, Zitat bezüglich des, in meinen Augen sehr sinnvollen, Fernbleibens vom Kriegsgeschehen geäußert hat. Vielleicht saß er auch gerade mit einer Tasse Kaffee vor seinem Rechner, starrte auf den Bildschirm und überlegte, welche schwarzen Pixel sich wohl gerade gut mit den darum liegenden weißen Pixeln vertragen würden. Schwer vorzustellen; wenn überhaupt, saß er vor eine Schreibmaschine. Oder einem Füllfederhalter. Vielleicht stand er auch und trank Tee?
Sah er wenigstens so wie ich aus dem Fenster und versuchte sich den Rest des Tages gedanklich zurecht zu legen? Dafür müsste er Soldat gewesen sein. Ein sehr einsamer sogar, schließlich ging ja niemand hin, zum Krieg. Zumindest in seiner Vorstellung. Es heißt ja nicht „Es ist Krieg, ich bin alleine.“
Ich für meinen Teil sitze hier alleine, lausche den Stimmen aus den umliegenden Büros, die sich zusammen mit den hupend vorbeifahrenden Abiturienten zu einem seltsamen wabernden Ton-Gemisch formen, das mein last.fm Radio gerade noch so übertönt bekommt. Die Lautstärke ist so eigentlich angenehm hörbar. Die des Radios, nicht die der diffusen Geräuschansammlung. Man muss die Ohren ja nicht mehr malträtieren als nötig. Außerdem soll meine Musik niemanden in meinem Umfeld belästigen.
Aber wen sollte ich stören? Ist ja niemand hier. Früher war freitags immer was los in der Redaktion. Das ganze Team war versammelt und hat zusammen den Kurs für die nächsten Wochen bestimmt. Das war die letzten Male nicht mehr so. Die Praktikantin hat Sonderurlaub damit sie für ihre Klausuren lernen kann, unsere Auslandskorrespondentin ist in China unterwegs, die Kreativabteilung sammelt Inspirationen irgendwo in Deutschland, nur nicht hier. Die freien Mitarbeiter machen ihrem Namen alle Ehre und sind frei, nicht erscheinen zu müssen. Der Chef vom Dienst ist nebenher noch mit Lebensretten oder Lebensmitteln beschäftigt und der Chef-Chef verdient irgendwo das Geld, mit dem er uns alle bezahlt.
Freitage sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Vielleicht denken sich die anderen das auch gerade und gehen nicht mehr hin.
Freitag, 26. Februar 2010
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