Montag, 23. August 2010

Im stillen Gedenken an mein Gedächtnis – oder: dem besten Blogeintrag aller Zeit zum Tribut.

Liebe Trauergemeinde, wir haben uns zum jeweiligen Zeitpunkt hier individuell eingefunden, um Abschied zu nehmen von etwas, dass ein Leben lang treu an meiner Seite stand. Mein Gedächtnis. Schon in frühester Kindheit war mein Erinnerungsvermögen in der Lage, sich Wort wie Superkalifragilistischexpiallegetisch oder Isopropilprophemilbarbitursauruspenildimentildimentylaminophyrazolon so sehr einzuprägen, dass sie selbst heute noch unter stärkstem Alkoholeinfluss rezitiert werden können. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Wir erinnerten uns daran, was gestern im Fernsehen kam, an die besten Ausreden, wieso wir die Hausaufgaben nicht gemacht haben und welche Konzerte und Festivals in den nächsten Wochen anstehen. Natürlich war auch immer noch Platz für wichtige Dinge, wie Klassenarbeiten, Tests, Familienfeste, etc.

So zogen die Jahre ins Land und wir wurden älter. Und das Vergessen hielt Einzug in unser Leben. Ich vergaß, was gerade im Fernsehen gesagt wurde, die Hausaufgaben komplett und für Konzerte musste ich mir die Karten vorbestellen, damit ich das Datum schriftlich hatte. Das Gedächtnis vergaß, wozu es einmal in der Lage war.

Mittlerweile hilft mir die Technik. Die Termine kennt Google-Kalender, Hausaufgaben brauche ich keine mehr und wenn, dann wird man von den Dozenten und Kommilitonen oft genug daran erinnert. Da das Fernsehen seine GEZ-Gebühr nicht mehr wert ist, schaue ich auch nur noch DVDs, die kann man zurückspielen, wenn man etwas vergessen hat oder gleich ganz von vorn anfangen.

Trotzdem gibt es Momente, da sehne ich mich in die alten Zeiten zurück, ohne digitale Prothesen. So passierte es im Laufe der letzten Woche, dass ich kurz vor dem zu Bett gehen eine überragende, grandiose, wundervolle, witzige und zugleich mitreißende Idee für den bevorstehenden Blogeintrag hatte. Bedingt durch das Fehlen eines griffbereiten Zettels und die fortgeschrittene Uhrzeit unterließ ich das Notieren der selbigen und wand mich direkt dem Land der Träume zu…

Der pfiffige Leser ahnt schon, was nun kommt. Statt die Welt des Web 2.0 zu revolutionieren bleibt mir nur noch dieser digitale Tribut an jene gottgleiche Idee, welche es nicht bis zum nächsten Morgen geschafft hat. Pünktlich. Zum Montag. Halt, sollte der neue Blog nicht schon am Freitag da sein?

Wie dem auch sei, mach's gut mein alter Freund, ich werde dich nie vergessen… hoffentlich…

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