Dienstag, 22. Februar 2011

Kleine Schule des Plagiats

Ein Plagiat, erklärt Wikipedia ohne Quellenangabe, ist „das bewusste Aneignen fremder geistiger Leistungen.“ Während das gänzlich unästhetische Wort aktuell aufgrund der eigentlich nicht wirklich überraschenden Chuzpe eines gestriegelten blaublütigen Muttersöhnchens eine amüsante, aber letztlich doch leider (politisch) wieder einmal folgenlos bleibende mediale Omnipräsenz erfährt, so fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass das Plagiieren auch im Journalismus ein beliebter Sport ist.

Ein Prachtexempel ist in dieser Hinsicht ein großes Trierer Medienhaus. Zwei kleine Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit dürften das ausreichend zeigen.

Beispiel 1: Die Absicht der Besitzer der traditionsreichen Trierer Gaststätte “Zur Glocke“, das Lokal zum 31.03. zu schließen, stieß auf breites Interesse in den Trierer Medien. Der besorgniserregend besorgt wirkende “Volksfreund“ berichtete etwa am 25. Januar: „Es war eine echte Schock-Nachricht, als der TV am 7. Januar von der Absicht der Glocken-Besitzer berichtete, die Gaststätte zum 31. März zu schließen und das denkmalgeschützte Haus wegen enormen Sanierungsstaus zu verkaufen.“ Was hier mal eben unterschlagen wird, ist, dass es gleich zwei Medien gibt, die jene „Schock-Nachricht“ bereits vor dem Volksfreund vermeldeten. Unsere Wenigkeit stellte die Meldung bereits um 08:34 Uhr online, während Medienpartner 16vor um 09:16 Uhr nachzog. Der ökonomisch potentere und mit 340 Mitarbeitern personell bestens besetzte “Volksfreund“ brauchte also bis um 10:37 Uhr, um die Top-News rauszuhauen:



Dem millionenschweren Unternehmen dürfte diese kleine, aber feine Pleite gegen die widerspenstigen Gallier aus den Online-Redaktionsstuben unangenehm gewesen sein. Insofern ist es sicher verständlich, dass hier die - zugegebenermaßen ökonomisch und quantitativ nicht wirklich vorhandene - Konkurrenz mal eben unterschwellig als die eigene ausgegeben wurde.

Beispiel 2: Ein noch prägnanterer Fall ereignete sich am 10. Februar. Der "Volksfreund" titelte: „Handball-Miezen warten auf ihr Geld“ und berichtete: „Nach TV-Informationen warten die Spielerinnen auf mehrere Monatsgehälter.“ Tatsache ist allerdings, dass alle Informationen aus dem genannten Artikel bereits drei Tage zuvor bei 16vor detailliert nachzulesen waren. Sollte „TV“ volksfreundintern nicht für „Triers Vorzeigemedium16vor“ stehen, dann handelt es sich hier erneut um die - wissentliche oder unwissentliche - Unterschlagung geistiger Leistungen anderer und damit um ein lupenreines Plagiat.

Uns kleinen Galliern macht dies Mut, auch weiterhin den Platzhirschen, vor und nach der mittagspäuslichen Einnahme unseres Zaubertranks (der Tagessuppe im Café Lecca) gelegentlich gewaltig zu ärgern.

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